Newsletter
Newsletter 6 / Juli 2022
Marion Brasch © Holmsohn, Charlotte Misselwitz © privat
Save the date: Sommerfest in Schloss Wiepersdorf
Am 4. September 2022, 14.00–18.00 Uhr, laden wir herzlich zum Sommerfest! Wir feiern die Wiedereröffnung des Residenzprogramms, die Eröffnung des neu konzipierten Museums und des kulturhistorischen Rundgangs „Kosmos Wiepersdorf“. Auf dem Programm stehen Lesungen, Performances, Musik, Installationen und offene Ateliers unter Beteiligung aktueller und ehemaliger Schloss-Wiepersdorf-StipendiatInnen.
Das detaillierte Programm finden Sie in Kürze auf unserer Website.
Veranstaltungen
Marion Brasch im Gespräch mit Charlotte Misselwitz & Filmvorführung "Lieber Thomas"
Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin
Samstag, 23. Juli 2022, 16.00 Uhr
Schloss Wiepersdorf & Tankhalle
Thomas Brasch (1945–2001) war ein deutscher Autor, in der DDR geboren und mit jüdischem Hintergrund. Seine Eltern kamen als Kommunisten aus dem englischen Exil in die DDR, und sein Vater Horst Brasch wurde dort stellvertretender Minister für Kultur. Die Geschichte der Brasch-Familie, Jüdinnen und Juden in der DDR-Elite, klingt bis heute außerordentlich. Dieses Phänomen, das viel weiter verbreitet war, als man zunächst annehmen würde, untersuchte die Journalistin Charlotte Misselwitz während eines Stipendiums in Schloss Wiepersdorf im Frühjahr 2022.
Mit der Schriftstellerin Marion Brasch, Schwester von Thomas Brasch, die über ihre „fabelhafte Familie“ einen Roman schrieb, spricht Charlotte Misselwitz über Thomas Braschs ambivalentes Verhältnis zur DDR, seine Rebellion gegen die DDR-Verbundenheit seiner jüdischen Eltern und über Hoffnungen und Enttäuschungen der ostdeutschen Jüdinnen und Juden gegenüber dem Projekt DDR.
Im Anschluss an das Gespräch zeigen wir in der Tankhalle von Schloss Wiepersdorf Andreas Kleinerts Film „Lieber Thomas“ (Deutschland 2021, 157 min, mit Albrecht Schuch, Jella Haase, Jörg Schüttauf).
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Vortrag & Diskussion
„Der Hahn kräht überall genauso.“ Erfahrungen aus Südböhmen mit den Umbrüchen in der Landwirtschaft 1950/60 und 1989/90 bis in die Gegenwart
Sonntag, 11. September 2022, 17.00 Uhr
Kulturquartier Mönchenkloster in Jüterbog
Vortrag mit Bildern und anschließender Diskussion von Dr. Alena Wagnerová (Brno-Saarbrücken) & Dr. Iris Berndt (Potsdam)
Es war die Resolution des Informbüros der Kommunistischen Parteien vom 23. Juni 1948, mit der die Kollektivierung der Landwirtschaft, nach sowjetischem Muster der Kolchose, zur verbindlichen Marschroute für alle Länder des Ostblocks erklärt wurde. Für die traditionellen Formen des Lebens und Arbeitens auf dem Lande, bedeutete diese Entscheidung von oben einen schweren Bruch; zumal die sich abzeichnenden Tendenzen zu Entwicklung von Genossenschaften von unten damit abgebrochen wurden.
2014 konnte in der Zbudovská Blata in Südböhmen ein mehrjähriges Projekt abgeschlossen werden, bei welchem die Menschen aus den acht Dörfern der Region von ihren Erlebnissen und Erfahrungen erzählten. 2021/22 konnte die Publizistin Dr. Alena Wagnerová, die an diesem Projekt aktiv beteiligt war, die wichtigsten tschechischsprachigen Texte ins Deutsche übertragen. Gemeinsam mit der Historikerin und Autorin Dr. Iris Berndt erkundete sie zudem 2021/2022 die Region des Niederen Fläming. Immer wieder stießen sie auf Ähnlichkeiten und kleine Unterschiede in den Prozessen in der Tschechoslowakei und Deutschland – der Vergleich war erhellend und das wollen sie nun in Jüterbog präsentieren.
Auf Abruf
Lesung in vier Sprachen
Der gute Stalin
Mit Fatin Abbas, Maryam Aghaalikhani, Britta von der Behrens und Viktor Jerofejew
(Aufzeichnung von Sebastian Eschenbach)
Im Sommer 2022 halten sich Viktor Jerofejew und mehrere StipendiatInnen in Schloss Wiepersdorf auf, die gleichzeitig das Werk Jerofejews „Der gute Stalin“ lesen, jedoch in unterschiedlichen Sprachfassungen. In einem Video-Beitrag lesen sie die ersten Sätze: die Schriftstellerin Fatin Abbas die arabische, Maryam Aghaalikhani die persische, Britta von der Behrens als Gastleserin die deutsche und Viktor Jerofejew die russische Version.
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Hörspielfeature
Die Wollenbergers. Jüdische Remigranten in der DDR
Die Familiengeschichte der Wollenbergers steht stellvertretend für viele jüdische Remigranten, die an ihren Illusionen zerbrachen: Albert kämpfte gegen die Nazis, glaubte an den Kommunismus, und wollte ein gerechtes, antifaschistisches Deutschland aufbauen – auch als sicheres Bollwerk gegen künftigen Antisemitismus. Er kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg in die DDR zurück. Seine Enkel erinnern sich an ihn aus der Zeit nach der Wende als einen alten, gebrochenen Mann. Alberts Enkeltochter Judith ist in das Haus ihres Großvaters gezogen. Zusammen mit der Autorin Charlotte Misselwitz, deren Eltern den oppositionellen Friedenskreis gründeten, über den Knud berichtete, beginnt eine Spurensuche über die vergessenen Hoffnungen und Enttäuschungen dieser DDR-Generation.
Das Hörspielfeature erarbeitete Charlotte Misselwitz während ihres Stipendienaufenthalts in Schloss Wiepersdorf im Frühjahr 2022.
Neuerscheinung
Erik Fosnes-Hansen: Zum rosa Hahn
Erik Fosnes-Hansens neuer Roman „Zum rosa Hahn“ (Kiepenheuer & Witsch, 2022) begleitet zwei Goldmacher in ein surreales, von der Markgräfin Clothilde regiertes Jüterbog, in dem die Untertanen mit Massagen bei Laune gehalten werden. Die Romanidee schöpfte Fosnes-Hansen aus seinem Stipendienaufenthalt in Schloss Wiepersdorf, wie er im Interview mit dem Deutschlandfunk berichtet: „Ich war vor vielen Jahren, das muss 1997 gewesen sein, Stipendiat außerhalb von Jüterbog, am Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. […] Diese Landschaft hat wohl auf mich einen Eindruck gemacht wie auch die Geschichte dieser Landschaft und ist dann wohl irgendwie in mir geblieben und ist dann in diesem Buch Zum rosa Hahn wieder aufgetaucht.“
Sonstiges in Wiepersdorf
Ausstellung
Wie die Vöglein so lieblich singen
14.08.–11.09.2022, sonntags, 13.00–18.00 Uhr
Eröffnung: Sonntag, 14. August 2022, 13.00–18.00 Uhr
Jägerschere, Galerie für zeitgenössische Kunst, Wiepersdorf
Mit Werken von Natascha Frioud, Ute Fründt, Irina Gheorghe, David Krippendorff, Sabine & Peter Rossa, Ursula Wilcke
Wie die Vöglein so lieblich singen versammelt eine Gruppe von Werken, die zwischen den 1960er Jahren und der Gegenwart entstanden sind. Die Ausstellung verweigert einen einzelnen Erzählstrang und präsentiert eine Gruppe von Verbindungen zwischen Themen wie Kindheit, Freizeit, Nostalgie und Unterdrückung. Der Titel der Ausstellung ist der Nacherzählung des Rotkäppchens der Gebrüder Grimm entnommen und stellt den Versuch des Wolfes dar, die gleichnamige Heldin von ihrer Aufgabe abzulenken. Der Wolf schlägt ihr vor, ein paar Blumen zu pflücken und innezuhalten, um das Vogelgezwitscher zu genießen. Hier wird die Phrase natürlich ironisch eingesetzt.
Café in der Orangerie
Das Café in der Orangerie von Schloss Wiepersdorf ist während der Sommermonate immer sonntags in der Zeit von 13.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Der Schlosspark kann ganzjährig besucht werden.
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Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf
Direktorin
Annette Rupp
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Telefon +49 (0)337 46 69 90 | Fax +49 (0)337 46 699 19
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E-Mail: annette.rupp@schloss-wiepersdorf.de
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