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Reihe Transformation #1

„Nun ja, mal sehen, was daraus wird“

Gespräch in deutscher Sprache

Der Autor Martin Gross und die Kommunikationswissenschaftlerin Mandy Tröger sprechen über das Buch Das letzte Jahr. Aufzeichnungen aus einem ungültigen Land und die Hoffnungen und Enttäuschungen in der ostdeutschen Presselandschaft im Jahr 1990. Das Gespräch moderiert der Verleger Jan Wenzel

Der westdeutsche Autor Martin Gross lebte im Jahr 1990 überwiegend in der DDR, um den Niedergang und die Neugestaltung des Landes aus nächster Nähe zu beobachten. In zahlreichen Alltagsnotizen beschrieb er, wie die Menschen den Wechsel vom alten in das neue System vollzogen. Er porträtierte so unterschiedliche Personen wie den Bewacher eines ehemaligen Stasi-Gefängnisses, den Filialleiter eines der neuen Supermärkte, die Heizer eines Kraftwerks, die Personenschützer eines Ministers und die Reinigungskräfte eines Regierungsgebäudes.

Sein Buch Das letzte Jahr. Aufzeichnungen aus einem ungültigen Land erschien 1992 bei BasisDruck Berlin, geriet aber schnell in Vergessenheit. 2019 stieß Jan Wenzel bei den Recherchen für sein Buch Das Jahr 1990 freilegen auf Martin Gross und übernahm viele seiner Aufzeichnungen. Mit 30 Jahren Abstand wurden sie von der Kritik nun als „hellsichtige“, „präzise“, „stilistisch brillante“ Beobachtungen des Wendejahres wahrgenommen. Im Herbst 2020 veröffentlichte Spector Books eine Neuausgabe von Martin Gross' Buch, die bereits nach wenigen Wochen in die 2. Auflage ging.

Ein wiederkehrendes Motiv in Das letzte Jahr ist die Geschichte einer Tageszeitung, der Dresdner Zeitung Die Union. Die Frage, wie sich die ostdeutsche Medienöffentlichkeit im Jahr 1990 verändert hat, welche Hoffnungen und Enttäuschungen dieser Prozess erzeugt hat, steht im Mittelpunkt der Buchvorstellung. Der Verleger Jan Wenzel moderiert ein Gespräch des Autors Martin Gross mit der Kommunikationswissenschaftlerin Mandy Tröger, die die Transformation der ostdeutschen Presselandschaft erforscht, zuletzt erschien von ihr das Buch Pressefrühling und Profit. Wie westdeutsche Verlage 1989/1990 den Osten eroberten, Herbert von Halem Verlag, 2019.

Martin Gross, geboren 1952 im Schwarzwald, ging 1970 nach West-Berlin. Ab 1981 arbeitete er als Lehrbeauftragter im Fach Germanistik und als Feuilletonist. Später dann als Koordinator für Projekte zwischen russischen, indischen und europäischen Universitäten. Heute lebt er in der Nähe von Lüneburg.

Mandy Tröger, PhD, ist Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin, sie promovierte am Institute of Communications Research, University of Illinois at Urbana-Champaign (UIUC), USA. 2015 – 2017 war sie Promotionsstipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin. Seit Dezember 2018 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IfKW) der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2017 ist sie im Netzwerk Kritische Kommunikationswissenschaft aktiv. Ihre Forschungsinteressen sind Deutsch-Deutsche Mediengeschichte, Konsum- und Kulturgeschichte, Kritische Theorie. In 2019 erschien ihre Publikation Pressefrühling und Profit. Wie westdeutsche Verlage 1989/1990 den Osten eroberten im Herbert von Halem Verlag.

Jan Wenzel ist in Bautzen geboren, er lebt und arbeitet als Autor und Verleger in Leipzig. Gemeinsam mit Anne König und Markus Dreßen hat er 2001 den Verlag Spector Books gegründet, in dem inzwischen mehr als 500 Titel erschienen sind. 2018 erhielt Spector Books den Sächsischen Verlagspreis, 2019 den erstmals vergebenen Deutschen Verlagspreis. Gemeinsam mit Anne König kuratierte Jan Wenzel 2016 und 2018 das Festival für Fotografie f/stop in Leipzig. Von 2011 bis 2017 hatte er in der Zeitschrift Camera Austria eine eigene Kolumne The Revolving Bookshelf, in der er regelmäßig über Bücher und das Büchermachen schrieb. 2020 wurde er für das von ihm herausgegebene Buch Das Jahr 1990 freilegen für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

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